Wer führt hier wen hinter die Fichte?

ein altes, seinem ursprung nach dunkles sprichwort lautet 'einen um, an hinter die fichte führen' für betriegen, fallere, vorstellungen, die schon in dem bloszen anführen, hintergehen, circumducere, circumvenire gelegen sind. was die fichte besonders dabei zu schaffen hat, müste uns erst eine volkssage erklären. denken dürfte man an die myth. 1153 angeführte fabel, wo aber ein spindelbaum, keine fichte genannt ist. der mythos von Atys und Kybele kann nicht in betracht kommen. hier sind zeugen: denn der böse teufel kan auch gute wort und mit schönen scheinen seine böse sachen fürgeben, wie er Eva das hälmlein durch ihren mund zog und sie mit scheinlichen und gelehrten worten umb die fichte führete. Mathesius historien von Luther. 1592 (vorher 1570. 1576. 1580. 1583) s. 141a; wie der Dalila lippen, die süszer waren denn hönigsam, den thewren held Simson umb die fichte füret. Mathesius vom ehestand und hauswesen. Nürnberg 1563 Gb; so wolte nun auch der könig den orden der unkosten halben um die fichten führen. Schütz beschr. von Pr. s. 55; umb die fichten geführt, über den tölpel geworfen werden. Henisch 1092, 49; denn ja dises ein artiger weiberlist gewesen, dasz dieses weib ihrem mann verdeckter weise anzeigt, dasz das kind nicht sein sei, und ihn doch umb die fichten führet, dasz er den bossen nicht merket. Sandrub s. 30 (wo doch die fabel nichts von der fichte hat);

wir wolten bald ihn üm die fichten führen,
wie keck und klug er sei.
Filidor Wittekinden C 2b;

weils doch ein narr ist in der haut
und er so gerne hett ein braut,
so schadete es ihm gar nicht,
das man ihn führte umb die ficht. herz.
Heinr. Jul. 718;

damit wird er nu wol vexirt
und weidlich umb die ficht geführt. 732;

die hofnung führt ihn dort im elend um die fichte.
Günther 570.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm